Cardoon ist eine Installation, die sich mit der regionalen Tradition der Leinenproduktion im Mühlviertel auseinandersetzt. Die Arbeit verbindet historische Handwerkstechniken mit einer zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung und beleuchtet die Rolle der Karde – einer stacheligen, vielseitigen Pflanze – als zentrales Werkzeug in der Textilverarbeitung und darüber hinaus. Die Karde, eine Pflanze, die sowohl an Waldlichtungen als auch in städtischen Fugen gedeiht, spielte einst eine wesentliche Rolle in der traditionellen Textilverarbeitung.
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Mit ihren stacheligen Blütenköpfen wurde sie von Webern genutzt, um Wollstoffe aufzurauen, bevor moderne Maschinen diese Aufgabe übernahmen. Dieser Prozess ist eng mit der Herstellung von Leinen und anderen Textilien verbunden und verweist auf handwerkliche Traditionen, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Cardoon setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, die verschiedene Aspekte der Tradition und Transformation der Karde beleuchten: Zum einen besteht die Installation aus einem analogen Handabzug auf Barytpapier. Dieses klassische Material und die traditionelle Arbeitsweise in der Dunkelkammer spiegeln den prozessorientierten Charakter der historischen Textilverarbeitung wider. Der Barytabzug verweist nicht nur auf die Ästhetik des Analogen, sondern auch auf die Sorgfalt und Präzision, die mit handwerklichen Traditionen verbunden sind. Zum anderen werden unter Glaskuppeln transformierte Karden präsentiert. Diese Präsentation, inspiriert von naturhistorischen archivarischen Methoden, hebt die Pflanze aus ihrem ursprünglichen Kontext und verwandelt sie in ein Objekt der Betrachtung und Reflexion. Durch die präparatorische Inszenierung wird die Karde nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Zeugnis ihrer Umgebung und ihrer Geschichte erfahrbar. Die Installation verbindet die materialästhetischen Qualitäten der Karde mit einer kritischen Auseinandersetzung mit Handwerk und Tradition. Die Wahl des Barytpapiers und die Dunkelkammerarbeit verweisen auf den Wert von Zeit, Material und handwerklicher Hingabe, die auch in der Leinenproduktion zentral sind. Gleichzeitig rückt die Präsentation der Karde unter Glas die Frage nach dem Verhältnis zwischen Natur, Kultur und Geschichte ins Zentrum der Arbeit. Cardoon schlägt eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Es ist eine Einladung, sich mit der vergessenen Geschichte des Textilhandwerks und der symbolischen Bedeutung von Pflanzen wie der Karde auseinanderzusetzen. Die Installation schafft einen Raum der Betrachtung, der über historische Prozesse hinausgeht und die Verbindung von Natur, Handwerk und Kunst neu erfahrbar macht.