Die Installation My Fern ist eine Arbeit, die sich mit dem Prozess der Bildgebung auseinandersetzt und die Frage stellt, wie wir einen flüchtigen Moment oder Zustand eines lebenden Objekts festhalten können. Ausgangspunkt ist der Farn, ein reales, lebendes Objekt, das in der Installation durch verschiedene Medien und Verfahren dargestellt wird – jedes davon mit eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Die Arbeit kombiniert unterschiedliche Materialien und Prozesse, die den Ist-Zustand des Farns auf vielfältige Weise festhalten oder transformieren:
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Der Farn selbst als reales Objekt ist die zentrale Referenz der Installation – lebendig und greifbar, aber in ständiger Veränderung. Die analoge Fotografie des Farns hält dessen Ist-Zustand auf klassische Weise fest. Sie steht für die Genauigkeit und Treue, die durch die Einhaltung fotografischer Prozesse erreicht werden können – aber auch für die Fehleranfälligkeit, wenn diese Prozesse gestört werden. Das Mikroskopieren eröffnet eine weitere Ebene der Bildgebung: Es zielt darauf ab, das Unsichtbare sichtbar zu machen und den Farn auf mikroskopischer Ebene zu dokumentieren. Doch auch hier zeigt sich, dass der Prozess zu Verzerrungen oder Abweichungen führen kann, wenn er nicht exakt eingehalten wird. Die in Mikroskopglas konservierten Negative des Films und Artefakte aus der Dunkelkammer verweisen auf den technischen und prozesshaften Charakter der analogen Fotografie. Sie machen sichtbar, dass jeder Schritt im Prozess das Ergebnis beeinflusst – ein Spannungsfeld zwischen Präzision und Zufall. Die Stickerei fügt der Installation eine handwerkliche, manuelle Dimension hinzu. Hier wird die Idee des Festhaltens auf eine andere, haptische Ebene übertragen, die zugleich langsamer und subjektiver ist. Die Arbeit untersucht die Prozesse, die hinter der Bildgebung stehen, und wie diese von uns wahrgenommen und interpretiert werden: Sowohl Fotografie als auch Mikroskopie versuchen, den Ist-Zustand eines lebenden Objekts zu dokumentieren und somit die Vergänglichkeit festzuhalten. Doch diese Versuche sind nie völlig objektiv; sie sind abhängig von technischen und menschlichen Einflüssen. Die Installation spielt mit der Idee, dass Abweichungen im Prozess nicht nur Störungen sind, sondern auch als ästhetisches und künstlerisches Mittel genutzt werden können. Fehlerhafte Bildgebung wird nicht als Defizit, sondern als Chance begriffen. Wie der Farn selbst, der ein lebendiges und veränderliches Objekt ist, zeigt auch die Installation, dass Bildgebung kein statischer, sondern ein dynamischer Prozess ist, der sich zwischen Präzision und Interpretation bewegt. My Fern ist eine fluide Arbeit, die Natur, Technik und Kunst miteinander verbindet. Sie fordert dazu auf, den Akt des Festhaltens zu hinterfragen: Was bedeutet es, einen Moment oder Zustand zu dokumentieren? Was bleibt dabei auf der Strecke, und welche Freiräume eröffnen sich durch Abweichungen? Die Installation lädt Betrachter*Innen ein, sich auf die Vielfalt der Prozesse einzulassen, die hinter jeder Form der Bildgebung stehen – und zugleich die Schönheit und Fragilität eines lebendigen Objekts wie des Farns zu würdigen.